Starboot WM 2012 Viel gelernt und gut gesegelt
Wenn man als Vize-Weltmeister bei der folgenden Weltmeisterschaft antritt, dann mag ein elfter Platz vielleicht nicht glorreich klingen. Ich kann aber versichern, dass es ein gutes Ergebnis ist und wir es auch als solches betrachten. Sicher wären wir lieber in die Top Ten – das war unser Ziel – und am allerliebsten natürlich aufs Podium gesegelt, aber ich sage es nicht zum ersten Mal: Die Leistungsspitze ist im Starboot enorm dicht. Und deswegen ist auch ein elfter Platz einiges wert.
Unsere Geschwindigkeit ist nach wie vor sehr gut. Schon möglich, dass uns vor Hyères hin und wieder einfach nur ein Quentchen Glück gefehlt hat. Sechs jeweils rund zweieinhalbstündige Rennen an sechs Tagen haben auch ein gewisses Maß an Einbahnstraßen-Segeln mit sich gebracht.
Wir hätten mit Platz elf sogar erneut das Olympiaticket lösen können, wenn wir es nicht schon im Dezember gesichert hätten. Anderen war das nicht vergönnt. Weder die Spanier noch die Österreicher sind dabei, wenn es vor Weymouth um die Medaillen geht. Wirklich erschrocken war und bin ich darüber, dass auch der Traum von der Olympiateilnahme unserer Trainingspartner Diego Negri und Enrico Voltolini geplatzt ist. Meine Interpretation der Dinge: Da hat sich im Team mit Super-Cheftrainer Valentin Mankin schon vor geraumer Zeit ein Problem eingeschlichen, das ich mit einer “Vorschoter-Demontage” beschreiben würde. Anders herum formuliert: Der Vorschoter wurde viel zu gering geschätzt und konnte in entscheidenden Momenten bei der Weltmeisterschaft nicht mehr positiv auf seinen Steuermann einwirken. Sogar der zweimalige Olympiasieger Mark Reynolds, mit dem ich mich über Negris verpasste Olympiateilnahme ausgetauscht habe, hat mir gesagt er hätte noch nie erlebt, wie jemand in einer Olympiaqualifikation so brutal die Nerven verloren hätte. Bei den Italienern ging nichts mehr, obwohl sie so hart trainiert hatten, so gute Manöver fahren und noch 2011 überragend die EM gewonnen hatten.
Daraus habe ich meine Lehre gezogen: So etwas darf uns nie passieren. Ich sehe beim Vorschoter durchaus die Aufgabe, den Steuermann in entscheidenden Momenten auch moralisch und psycholgisch zu unterstützen, zu coachen. Da kann man viel Einfluss nehmen. Und sollte es als Vorschoter auch tun.
Für uns haben wir bei der WM erkannt, dass die Top-Leute nicht weit weg sind. Es gibt also keinen Grund aufzugeben. Unser Coach Alan Smith hat wieder einen super Job gemacht, wird mehr und mehr ein wichtiger Baustein. Er versteht sich als Mediator und betreut uns entsprechend. Unser Trainer ist keine Fahne im Wind, nicht so ein Stimmungsbarometer, das es jedem recht machen will.
Ich freue mich jetzt sehr auf die nächsten Monate, bin heiß und finde es schade, dass im August schon alles vorbei sein soll. Jetzt geht es aber erst einmal so richtig los. Wir werden in die nächsten Regatten einsteigen, als wären sie schon der Endkampf. Damit wollen wir das kleine Problem bekämpfen, das möglicherweise der nach der Olympiaqualifikation weggefallene Druck verursacht hat.
Drückt uns die Daumen und bleibt dran.
Es sind nur noch 79 Tage bis zu unserem ersten olympischen Startschuss am 29. Juli!
Euer Frithjof