Nach Weymouth ist vor der WM: Mal den Ball flach halten und arbeiten!
Die Testregatta vor Weymouth hat es noch einmal ganz deutlich gemacht: Der Weg nach London 2012 ist noch weit. Wir sind bei der Testregatta Elfte geworden und wesentlich mehr war zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht drin. Sicherlich hätten wir ohne den Mastbruch das Medaillenfinale erreichen können, aber die Platzierung reflektiert in etwa unseren momentanen Status in der Starbootklasse und zeigt, wie viel Arbeit noch vor uns und – mit Blick auf das Gesamtergebnis der deutschen Flotte – auch vor allen anderen Mannschaften im Sailing Team Germany liegt.
Wir haben in dieser Saison nie wirklich an die Silbermedaille anknüpfen können, die wir Anfang des Jahres vor Palma ersegelt haben. Es mag sein, dass diese Medaille den einen oder anderen dazu verleitet hat, uns schon in den Stand olympischer Medaillenanwärtern zu erheben. Es wäre ein Fehler. Wir sind noch nicht so weit. Es gilt vielmehr, den Ball flach zu halten und zu arbeiten.
Die Generalprobe hat wieder gezeigt, dass die Lücke zwischen den besten drei Teams mit Robert Scheidt, Iain Percy und Mateusz Kusznierewicz und den anderen Top-Teams noch immer groß ist. Diese drei Jungs haben schon mehrfach Gold gewonnen und segeln entsprechend nicht nur mit herausragendem Talent, sondern auch mit zwingendem Selbstbewusstsein. Dieses Trio zu knacken, ist eine riesige Aufgabe, die wir bis zum nächsten Jahr lösen möchten.
Was hat uns Weymouth gelehrt? Wir sind weiterhin schnell und gut auf der Kreuz unterwegs. Wir erreichen die erste Marke regelmäßig in den Top 5, sind manchmal sogar noch weiter vorne. Ebenso regelmäßig aber verlieren wir vor dem Wind Plätze. Der neue p-star ist ein Schritt in die richtige Richtung und deutlich leichter zu bedienen als unser altes Boot. Aber wir müssen nun hart daran arbeiten, unsere Vorwindschwäche technisch, taktisch und auch mental zu beheben.
Wir werden uns außerdem im Zwei- und Dreikampf üben. Wir haben nicht nur vor Weymouth erlebt, wie eng die Flotte regelmäßig ins Ziel geht. Fast jedes Rennen fühlt sich wie ein Medaillenrennen an. Oft kommen zwei, drei Boote fast gleichzeitig an. Da können gutes Bootshandling und das Reißen am Groß in der richtigen Sekunde gleich mehrere Plätze wert sein. Das athletische Element ist von mitentscheidender Bedeutung. Wir fühlen uns fit, müssen aber in dem Bereich noch routinierter und sicherer werden. Wenn man den Spitzenmannschaften zusieht, dann erkennt man sehr genau: Die Boote werden teilweise wie im Schlaf synchron zu Wellen, Wind, Drehern und Böen mit vollem Körpereinsatz gerockt. Auch das beständige Belauern der Gegner gehört dazu. Sobald du den Kopf mal runter nimmst, wirst du attackiert.
Für uns stehen ab September mehrere Trainingseinheiten mit einer starken internationalen Gruppe auf dem Programm. Erst am Gardasee, später in Südfrankreich. Mit dabei sind die Teams von Robert Scheidt, Guillaume Florent, Mateusz Kusznierewicz, Diego Negri und Peter O’Leary. Das sind zwei Olympiasieger und fünf Mannschaften aus den Top 12 der Testregatta. So können wir auf höchsten Niveau trainieren.
Zwischendurch stehen für mich Einsätze als Coach im MedCup mit Udo Schütz’ „Container“ und beim Drachen Gold Cup mit dem Team von Markus Wieser an. Ich freue mich sehr auf die zweite Jahreshälfte dieser vorolympischen Saison, die mit dem Höhepunkt der Weltmeisterschaft für die olympischen Klassen vor Perth im Dezember endet. Ich sehe durchaus die Chance, in dem sehr starken olympischen Starbootfeld in die Top 5 zu fahren. Wer das schafft, kann dann in einer guten Woche auch eine Medaille holen. Diese Chance können und müssen wir uns nun selbst erarbeiten.
Hier die Ergebnisse, sowie ein Zeitungsartikel der Sportbild: http://www.sailing.org/uploads/WPIR2011/MStar_Results.pdf